Lieber Mathias,
als Dein Bruder gehen mir viele Erinnerungen aus Kindheitstagen durch den Sinn. Geburtstage, Weihnachtsfeiern, stundenlange Kartenspiele, mit buntem Krepp geschmückte Fahrräder zur Spieler Kirmes, Urlaube in Hammer bei Familie Gimpl, Fußballspiele in der Garage mit der Ermahnung, Herrn Conrads nicht um seinen Mittagsschlaf zu bringen.
Ich denke auch an den Tag, an dem Du mir am Aschenplatz Oberzier die Strolche verschreckt hast mit Deinem plötzlichen, zufälligen und für mich rettenden Erscheinen. Ich habe es nicht vergessen, und ich werde Dir immer dankbar sein.
Und ich erinnere mich an Deine Begeisterung für den Maibrauch, an tausende Kreppkugeln, an die Maiversteigerung in der Mainacht 1989, als Du Maikönig wurdest. Leider war Dir die Teilnahme an den Festlichkeiten zum 100jährigen Bestehen der Maigesellschaft Maienlust Oberzier nicht mehr möglich. Gerade Du, der Du das Maibrauchtum geliebt und gelebt hast, musstest fehlen. Es ist traurig und tragisch, dass Dein Vorhang genau an diesem Jubiläum fiel. Leider schon nach drei von fünf Akten. Du warst noch nicht fertig.
Heute wärst Du 55 geworden. Ich wünschte, es wäre so. Es wäre richtig.
